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Sovereignty in Conflict
Samantha Besson
European Integration online Papers (EIoP) Vol. 8 (2004) N° 15;
http://eiop.or.at/eiop/texte/2004-015a.htm
Date of publication in the EIoP: 23.9.2004
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Keywords
sovereignty, supremacy, subsidiarity, polity-building, multi-level governance, legitimacy, democracy, fundamental/human rights, constitution building, national parliaments, European Convention, political science, law
Abstract
Never has sovereignty been as fashionable as since its explanatory and normative force first came into doubt and its knell was tolled in the European Union. With the shift in authority away from the state to new sub-state, supra-state, post-state and non-state entities, an important question is whether the concept of ultimate authority or sovereignty is to be abandoned or, on the contrary, retained and, if so, in which form. This paper aims at exploring a third way that would allow us to escape from the two types of dualism that contrast state and sovereignty, first, and rejecting and saving sovereignty, second. This paper's argument is that sovereignty is neither the simple reflection of the new European and international reality nor the application of a pre-established concept whose criteria are immutable and risk corseting the post-national order. As an essentially contestable concept, sovereignty is at once a state of affairs, a question pertaining to the nature and justification of that state of affairs and a justification of the latter. The correct use of the concept of sovereignty consists therefore in constantly contesting one's conceptions of the concept and hence one's exercize of sovereignty. As such, the reflexive concept of sovereignty can be described as cooperative in the post-national constellation where sovereign entities overlap in their claims to sovereignty over the same territory and population. Read together with the principle of subsidiarity, cooperative sovereignty implies allocating competences to those authorities that are best placed to ensure the protection of shared sovereign values and principles, such as the values of democracy and fundamental rights. In the European context, cooperative sovereignty provides the normative framework for the development of a dynamic and reflexive form of constitutionalism. Through its duties of cooperation and coherence, cooperative sovereignty countervails the risks of erosion implied by constitutional pluralism, while also enhancing the legitimacy of the European polity. This can be observed in the context of difficult issues such as constitutional conflicts, legislative cooperation and, finally, multi-level constitutionalism.
Kurzfassung
Das Konzept der Souveränität erfährt ungekannte Aufmerksamkeit seitdem seine erklärende und normative Kraft bezweifelt und in Europa gar sein Ende verkündet wurde. Mit der Verlagerung von Autorität von der staatlichen Ebene zu neuen sub-staatlichen, supra-staatlichen und nicht-staatlichen Institutionen stellt sich die Frage, ob das Konzept der Souveränität aufgegeben oder ob und in welcher Form es behalten werden sollte. Dieser Artikel schlägt einen vermittelnden Weg ein, indem er es vermeidet, den Staat mit Souveränität und die Aufgabe des Konzepts der Souveränität mit seiner Beibehaltung zu kontrastieren. Souveränität ist danach weder als reine Reflexion der neuen internationalen und europäischen Realität noch als reine Anwendung eines preexistierendes Konzepts zu betrachten, dessen Kriterien unveränderlich sind und die die postnationale Ordnung in ein enges Korsett pressen könnten. Als wesentlich bestreitbares Konzept beinhaltet Souveränität zur gleichen Zeit eine Tatsache, eine Infragestellung von Natur und Rechtfertigung dieser Tatsache und eine Rechtfertigung derselben Tatsache. Der korrekte Gebrauch des Konzepts der Souveränität besteht deshalb darin, unsere Konzeptionen des Konzepts und damit unsere Ausübung von Souveränität konstant in Frage zu stellen. Das reflexive Konzept der Souveränität kann deshalb als kooperativ in der postnationalen Konstellation betrachtet werden, in der Autoritäten sich in ihren souveränen Ansprüchen auf dasselbe Gebiet und auf dieselbe Bevölkerung überlappen. Im Zusammenspiel mit dem Konzept der Subsidiarität bedeutet kooperative Souveränität, dass die Kompetenz auf jene Autoritäten verteilt werden, die den Schutz gemeinsamer Werte wie der Demokratie und der Menschenrechte am besten gewährleisten können. Im europäischen Kontext bietet kooperative Souveränität den normativen Rahmen für die Entwicklung einer dynamischen und reflexiven Art des Konstitutionalismus. Durch ihre Verpflichtung auf Kooperation und Kohärenz bekämpft kooperative Souveränität das durch den Verfassungspluralismus ausgelöste Risiko der Erosion von Autorität und verstärkt die Legitimation der Europäischen Union. Dies lässt sich zum Beispiel im Kontext von Verfassungskonflikten, im Rahmen der gesetzgeberischen Zusammenarbeit und im Zusammenhang mit dem sich auf mehreren Ebenen abspielenden Konstitutionalismus nachweisen.
The author
Prof. Dr. Samantha Besson, M.Jur. (Oxon.), is SNF Research Professor at the University of Fribourg and Lecturer at the University of Geneva European Institute; email: samantha.besson@unifr.ch